Welche besonderen Eigenschaften haben Moore?
Die zarten Baumeister der Moore haben erstaunliche Eigenschaften. Torfmoose sterben unten ab und wachsen oben weiter, sie sind also tot und lebendig. Durch Torfmoose entsteht das typische Hochmoor-Milieu. Es ist feucht und sauer. Ähnlich wie in einem Essiggurkenglas ist alles gut konserviert. Abgestorbene Pflanzenteile werden deshalb nur teilweise zersetzt und lagern sich Schicht um Schicht als Torf ab. Rund einen Millimeter pro Jahr wächst die Torfschicht. Für einen Meter Torf braucht es somit ein Jahrtausend! Im Götzner Moos beträgt die Torfmächtigkeit in den Kernbereichen zwischen 1,2 Meter und 2 Meter.
Torfmoose können wie ein Schwamm Wasser speichern. Manche sogar mehr als das 25fache ihres Trockengewichtes! Der Blick durch das Mikroskop verrät den Trick. Zwischen sehr schmalen, lebenden Zellen haben Torfmoose viele große, abgestorbene Zellen, die mit Spiralfasern verstärkt sind. Durch Poren kann Wasser in sie eindringen und wie in Wassertanks gespeichert werden. Durch diese Fähigkeiten können Moore große Mengen an Wasser speichern und das Wasser langsam wieder an die Umgebung abgeben, wodurch sie Hochwasserspitzen abmildern können. In Zeiten des Klimawandels und der Zunahme von Starkregenereignissen ist diese Ökosystemdienstleistung von Mooren wichtiger denn je.
Moore sind im Hinblick auf den Klimawandel die effektivsten CO2-Speicher, indem sie es als Torf speichern. Werden sie aber entwässert, dringt Sauerstoff in den Torf ein. Die Zersetzung beginnt und das über Jahrhunderte gespeicherte CO2 gelangt in die Atmosphäre und heizt den Klimawandel an. Entwässerte Moore werden so von CO2-Speichern zu CO2-Schleudern. Moore sind im Hinblick auf den Klimawandel die effektivsten CO2-Speicher: Moorböden nehmen nur 3 % der globalen Landfläche ein (= 6,2 Millionen km²), speichern aber ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffs (= 657 Milliarden Tonnen CO2). Im Vergleich dazu: Alle Wälder der Erde speichern insgesamt nur die Hälfte davon (372 Milliarden Tonnen CO2), obwohl ihre Fläche fünfmal so groß ist (33,3 Millionen km²).
Außerdem können durch die Erhaltung von Pollen und Pflanzenresten in den Torfschichten die Vegetation aus früheren Zeiten rekonstruiert werden. Moore sind deshalb auch als lebende Archive der Landschaftsgeschichte von unschätzbarem Wert für die Wissenschaft.
Der Einfluss des Menschen
Das Verhältnis des Menschen zu den Feuchtgebieten war immer etwas zwiespältig: Menschen haben Feuchtgebiete zuerst gemieden, dann gerodet, entwässert, haben Torf gestochen, gedüngt, geackert, aufgeschüttet, überbaut. Auf der anderen Seite entstanden durch traditionelle Weide- und Streunutzung artenreiche Kulturlandschaften, die vielen seltenen und anspruchsvollen Pflanzen und Tieren Lebensräume bieten.
Vor allem die Entwässerung der Gebiete spielt bei der Verschlechterung der Moore eine große Rolle. Mit Entwässerungskanälen wurden Moore trocken gelegt, um die Flächen intensiv bewirtschaften zu können. Zugleich werden so große Mengen der klimarelevanten Gase Kohlendioxid und Lachgas freigesetzt. Rund 2/3 der Moore in Österreich sind gestört, d. h. verfügen nicht mehr über die ursprüngliche Wasserversorgung. Schätzungsweise entstehen dadurch in Österreich jährlich zwischen 260.000- 300.000 Tonnen CO2.
Manche Gebiete können beispielsweise durch eine geeignete Bewirtschaftung und Pflegemaßnahmen erhalten werden, z.B. die extensive Nutzung der Streuwiesen mit der jährlichen Mahd, um die Flächen vor Verbuschung zu schützen. Doch oft wäre mehr nötig – durch gezielte Eingriffe einen möglichst natürlichen Zustand wieder herzustellen. Was wurde beispielsweise aus dem einst trockengelegten Götzner Moos?