Nur wo genügend Wasser vorhanden ist, können Moore entstehen. Durch die Alpenrandlage regnet es in Vorarlberg besonders häufig und ergiebig. Unser Bundesland ist deshalb besonders reich an Mooren. Gut ein Viertel der Moorflächen Österreichs liegt in Vorarlberg, dabei macht die Fläche Vorarlbergs gerade einmal 3% des österreichischen Staatsgebiets aus. Allein im Gemeindegebiet von Götzis entfallen ca. 20 % der Gemeindefläche auf Moorflächen.

 

Moore sind Lebensraum für hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten

Nur wenige Pflanzenarten kommen mit den extremen Bedingungen in Hochmooren zurecht. Viele von ihnen mussten in die Roten Listen aufgenommen werden, weil zahlreiche Moore in den letzten Jahrzehnten verschwunden oder durch Entwässerungen in einem schlechten Zustand sind. Hochmoorpflanzen brauchen auch spezielle Fähigkeiten, um nicht zu verhungern. Hier ein Überblick der in Götzis vorkommenden Tier- und Pflanzenarten:

Rundblättrige Sonnentau Rundblättrige Sonnentau

Rundblättrige Sonnentau

Auf tierische Nahrung hat sich der Rundblättrige Sonnentau spezialisiert. Diese fleischfressende Pflanze lockt mit ihren glitzernden Tropfen Insekten an. Die Tropfen sind so klebrig, dass es für kleine Insekten kein Entrinnen gibt. Sie werden langsam aufgelöst und „verzehrt“. Manche Ameisen haben aber schon gelernt, dass es beim Sonnentau etwas zu holen gibt – und klauen ihm seine Beute von den Blättern herunter.

Moosbeere Moosbeere

Moosbeere

Kleinwüchsigkeit und Symbiose mit einem Pilz sind das Geheimrezept von Zwergsträuchern wie der Moosbeere. Der Pilz sammelt über sein weit verzweigtes Pilzgeflecht Nährstoffe aus dem kargen Moorboden und versorgt den Zwergstrauch damit. Dieser liefert dem Pilz im Gegenzug Zucker, den er durch Photosynthese selbst bilden kann.

Sumpfherzblatt Sumpfherzblatt

Sumpf-Herzblatt

Die zarten Blüten des Sumpf-Herzblattes findet man erst ab Juli im Flachmoor bei Schlatt. Das einzelne, herzförmige Blatt an seinem Stängel hat ihm seinen Namen eingebracht. Seine Blütenblätter wirken wie Parabolspiegel und sammeln das Sonnenlicht. In der Blütenmitte ist es deshalb etwas wärmer als in der Umgebung. An kühlen Tagen zieht dies Insekten an, die sich aufwärmen wollen und dabei auch die Bestäubung übernehmen.

Stengelloser Enzian Stengelloser Enzian

Stengelloser Enzian

Am Hang über dem Flachmoor bei Schlatt befindet sich eine Feuchtwiese, die nach Südwesten in Richtung Spalla in Magerwiesen- und weiden übergeht. An flachgründigen, trockenen Stellen finden man den Stengellosen Enzian.

Sumpf-Stendelwurz Sumpf-Stendelwurz

Sumpf-Stendelwurz

Von Juni bis August blüht in diesen beiden Flachmooren zwischen Meschach und Millrütte die Sumpf-Stendelwurz, die auch Echte Sumpfwurz genannt wird. Betrachtet man ihre Blüten mit einer Lupe, zeigen sie die ganze Schönheit ihrer überwiegend tropischen Verwandtschaft, denn die Sumpf-Stendelwurz gehört zur Familie der Orchideen. Ihre Blütenlippe ist mit dem gewellten Rand ein idealer Landeplatz für ihre Bestäuber, zu denen v.a. Wespen und Fliegen gehören. Neben der Sumpf-Stendelwurz kommen noch andere heimische Orchideen in den Flachmooren zwischen Meschach und Millrütte vor, wie z.B. drei verschiedene Knabenkraut-Arten und die Mücken-Händelwurz.

Brauner Feuerfalter Brauner Feuerfalter

Brauner Feuerfalter

Besonders hübsch anzusehen sind die Männchen des Braunen Feuerfalters, deren dunkelbraune Flügeloberseiten blaugrün schillern. Die Weibchen dieser Schmetterlingsart sehen anders aus, ihre Vorderflügel sind an der Oberseite orange gefärbt und besitzen schwarze Flecken. Sie kommen in den mageren Wiesen und Weiden Richtung Spalla vor, in der Nähe des Flachmoors bei Schlatt, da hier ein reiches Nektarangebot für die Falter und günstige Bedingungen für die Raupen herrschen.

Schachbrettfalter Schachbrettfalter

Schachbrettfalter

Der Schachbrettfalter ist gut an seinem weiß-schwarzen Muster zu erkennen. Seine Raupen ernähren sich von verschiedenen Gräsern. Sie kommen in den mageren Wiesen und Weiden Richtung Spalla vor, in der Nähe des Flachmoors bei Schlatt, da hier ein reiches Nektarangebot für die Falter und günstige Bedingungen für die Raupen herrschen.

Davellseggenried Davellseggenried

Kleinseggenried

Hangflachmoore über basen- bzw. kalkreichen Gesteinen wie z.B. die Kleinseggenriede beim Naturfreundehaus und bei Schlatt sind besonders artenreich. In ihnen kommen viele Sauergräser, v.a. niedrigwüchsige Seggen vor, die diesen Pflanzengesellschaften ihren Namen gegeben haben.

Manns-Knabenkraut Manns-Knabenkraut

Manns-Knabenkraut

Am Hang über dem Flachmoor bei Schlatt befindet sich eine Feuchtwiese, die nach Südwesten in Richtung Spalla in Magerwiesen- und weiden übergeht. An flachgründigen, trockenen Stellen finden man – wenn man Glück hat – das Manns-Knabenkraut. Es ist eine Orchis Art und wird auch Kuckucks- oder Stattliches Knabenkraut genannt.

Silberdistel Silberdistel

Silberdisteln

Am Hang über dem Flachmoor bei Schlatt befindet sich eine Feuchtwiese, die nach Südwesten in Richtung Spalla in Magerwiesen- und weiden übergeht. An flachgründigen, trockenen Stellen finden man Silberdisteln.

Welche Typen von Mooren gibt es?

Es wird nach drei Moortypen unterschieden: In Nieder- oder Flachmooren stehen die Pflanzen und Tiere im Austausch mit dem Grundwasser und sind deshalb reich an Pflanzenarten. Sie werden häufig als Streuwiesen genutzt, da hier die Gräser dominieren. Wächst die Vegetation allmählich über das Grundwasser, entwickelt sich ein Übergangs– und schließlich ein Hochmoor. Hochmoore stehen nicht (mehr) im Kontakt mit dem Grundwasser, sie sind aus diesem herausgewachsen. Sie werden nur durch Niederschläge gespeist, weshalb sie auch als Regenmoore bezeichnet werden. Daher dominieren hier vor allem unterschiedliche Moosarten, welche spezielle Fähigkeiten besitzen, um nicht zu verhungern. Flachmoore sind nährstoffarm, im Vergleich zu Hochmooren sind sie aber besser mit Nährstoffen versorgt. Denn in dem Wasser, das sie speist, sind Nährstoffe aus dem Grundgestein bzw. der Geländeoberfläche gelöst.

 

Facts

CO2-Speicher
Klimaschutz
Lebensraum
für hochspezialisierte Arte
Wasser
Speicher
wächst 1 mm pro Jahr
Torf
Bedingungen
feucht & sauer
20 %
der Götzner Gemeindefläche

Welche besonderen Eigenschaften haben Moore?

Die zarten Baumeister der Moore haben erstaunliche Eigenschaften. Torfmoose sterben unten ab und wachsen oben weiter, sie sind also tot und lebendig. Durch Torfmoose entsteht das typische Hochmoor-Milieu. Es ist feucht und sauer. Ähnlich wie in einem Essiggurkenglas ist alles gut konserviert. Abgestorbene Pflanzenteile werden deshalb nur teilweise zersetzt und lagern sich Schicht um Schicht als Torf ab. Rund einen Millimeter pro Jahr wächst die Torfschicht. Für einen Meter Torf braucht es somit ein Jahrtausend! Im Götzner Moos beträgt die Torfmächtigkeit in den Kernbereichen zwischen 1,2 Meter und 2 Meter.

Torfmoose können wie ein Schwamm Wasser speichern. Manche sogar mehr als das 25fache ihres Trockengewichtes! Der Blick durch das Mikroskop verrät den Trick. Zwischen sehr schmalen, lebenden Zellen haben Torfmoose viele große, abgestorbene Zellen, die mit Spiralfasern verstärkt sind. Durch Poren kann Wasser in sie eindringen und wie in Wassertanks gespeichert werden. Durch diese Fähigkeiten können Moore große Mengen an Wasser speichern und das Wasser langsam wieder an die Umgebung abgeben, wodurch sie Hochwasserspitzen abmildern können. In Zeiten des Klimawandels und der Zunahme von Starkregenereignissen ist diese Ökosystemdienstleistung von Mooren wichtiger denn je.

Moore sind im Hinblick auf den Klimawandel die effektivsten CO2-Speicher, indem sie es als Torf speichern. Werden sie aber entwässert, dringt Sauerstoff in den Torf ein. Die Zersetzung beginnt und das über Jahrhunderte gespeicherte CO2 gelangt in die Atmosphäre und heizt den Klimawandel an. Entwässerte Moore werden so von CO2-Speichern zu CO2-Schleudern. Moore sind im Hinblick auf den Klimawandel die effektivsten CO2-Speicher: Moorböden nehmen nur 3 % der globalen Landfläche ein (= 6,2 Millionen km²), speichern aber ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffs (= 657 Milliarden Tonnen CO2). Im Vergleich dazu: Alle Wälder der Erde speichern insgesamt nur die Hälfte davon (372 Milliarden Tonnen CO2), obwohl ihre Fläche fünfmal so groß ist (33,3 Millionen km²).

Außerdem können durch die Erhaltung von Pollen und Pflanzenresten in den Torfschichten die Vegetation aus früheren Zeiten rekonstruiert werden. Moore sind deshalb auch als lebende Archive der Landschaftsgeschichte von unschätzbarem Wert für die Wissenschaft.

 

Der Einfluss des Menschen

Das Verhältnis des Menschen zu den Feuchtgebieten war immer etwas zwiespältig: Menschen haben Feuchtgebiete zuerst gemieden, dann gerodet, entwässert, haben Torf gestochen, gedüngt, geackert, aufgeschüttet, überbaut. Auf der anderen Seite entstanden durch traditionelle Weide- und Streunutzung artenreiche Kulturlandschaften, die vielen seltenen und anspruchsvollen Pflanzen und Tieren Lebensräume bieten.

Vor allem die Entwässerung der Gebiete spielt bei der Verschlechterung der Moore eine große Rolle. Mit Entwässerungskanälen wurden Moore trocken gelegt, um die Flächen intensiv bewirtschaften zu können. Zugleich werden so große Mengen der klimarelevanten Gase Kohlendioxid und Lachgas freigesetzt. Rund 2/3 der Moore in Österreich sind gestört, d. h. verfügen nicht mehr über die ursprüngliche Wasserversorgung. Schätzungsweise entstehen dadurch in Österreich jährlich zwischen 260.000- 300.000 Tonnen CO2.

Manche Gebiete können beispielsweise durch eine geeignete Bewirtschaftung und Pflegemaßnahmen erhalten werden, z.B. die extensive Nutzung der Streuwiesen mit der jährlichen Mahd, um die Flächen vor Verbuschung zu schützen. Doch oft wäre mehr nötig – durch gezielte Eingriffe einen möglichst natürlichen Zustand wieder herzustellen. Was wurde beispielsweise aus dem einst trockengelegten Götzner Moos?