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Rückkehr nach Götzis nach 175 Jahren

Mit besonderen Gästen starteten die „Götzner Gespräche 2024“ vergangene Woche im Hotel Am Garnmarkt. Zu Gast waren Andrea Kracht und seine Tochter Marguita Kracht, die noch heute das weltbekannte Hotel „Baur au Lac“ führen. Gegründet wurde das Hotel vom Götzner Johannes Baur, den es vor rund 200 Jahren nach Zürich zog.

Es war ein besonderes Erlebnis, dass Andrea Kracht und seine Tochter Marguita das erste Mal Götzis besuchten und mit Bürgermeister Manfred Böhmwalder und Wolfgang Berchtold (Kurator Götzner Gespräche) die Heimat ihrer Ureltern kennenlernten. Dabei führten sie Markus Hofer und Werner Huber durch jene Bauten, die auch zur Zeit ihrer Vorfahren um 1800 schon von Bedeutung waren: die Alte Kirche und das Jonas Schlössle.

Am Abend stand dann das erste Götzner Gespräch 2024 „Vom Götzner Dorfgasthaus zum Luxushotel in Zürich“ auf dem Programm. Andrea und Marguita Kracht sind die Nachkommen in sechster und siebter Generation von jenem in Götzis 1795 geborenen und aufgewachsenen Johannes Baur, der in den frühen 1820er-Jahren als Bäckergeselle in die Schweiz auf Wanderschaft ging, wo er sich bald als Gastwirt betätigte und innerhalb von zwei Jahrzehnten zwei Luxushotels errichtete, mit denen er ganz neue Maßstäbe in der Hotelerielandschaft der Schweiz setzte.

Das Hotel „Baur auf Lac“ in Zürich seit 1844 im Familienbesitz.

Es waren dies das „Hotel Baur in der Stadt“ (eröffnet 1838, heute „Hotel Mandarin Oriental Savoy“) und das „Hotel am See“ (1844), heute als „Baur au Lac“ weltbekannt und immer noch in Familienbesitz.

Am „Cristtag 1849“ muss dieser Johannes Baur wohl das letzte Mal in Götzis gewesen sein, denn er ließ am Grab seiner von ihm verehrten Eltern jene Gedenktafel anbringen, die anbei abgebildet ist. Diese Tafel wurde in den frühen 1950er-Jahren nach Zürich gebracht und hängt heute am Eingang des „Baur au Lac“.

Dieses Haus an der Ecke Bulitta-Montfortstraße war der letzte Besitz der Baur in Götzis. Sie spendeten es der Gemeinde 1886, um es zu versteigern und den Gewinn für den Bau der Volksschule zu verwenden.

Johann Baurs Vater gleichen Namens lebte von 1735 bis 1805. Er war ein engagierter und hochgeschätzter Götzner Bürger. Er hatte das ehrenvolle Amt des Wegezoll-Einhebers inne, war eine Zeitlang Ortsvorsteher und bekleidete viele Jahre führende Gemeindefunktionen. Er wurde von 1796 bis zu seinem Tod zum Hauptmann der zur Abwehr gegen die französischen Aggressoren aufgestellten 1. Division gewählt und gründete das Gasthaus „Löwen“, das er bis zu seinem Tode führte.

Monatelange Recherche

Wolfgang Berchtold hatte monatelang über diesen Vater und über den Sohn, der mit neun Jahren Vollwaise wurde und später in die Schweiz ging, recherchiert. Dabei hatte er auch für die Ortsgeschichte spannende Informationen zusammengetragen, die er in einem kurzweiligen Vortrag präsentierte.

Interessantes Gespräch mit Vorarlberger Hoteliers

In einem zweiten Abschnitt der Abendveranstaltung präsentierten Vater und Tochter Kracht ihr Hotel „Baur au Lac“ und sie führten dann ein interessantes Gespräch mit den zwei erfolgreichen Vorarlberger Hoteliers, mit Hubert Schwärzler (u.a. Hotel am Garnmarkt und Hotel Schwärzler in Bregenz) und Peter Fetz („Hirschen“ Schwarzenberg).  Letzterer übernahm die Leitung des Gesprächs, welches sehr spannend und auch mit Leidenschaft und Humor geführt wurde. Besonders bemerkenswert und für die heutige Zeit untypisch: Während des gesamten Gesprächs wurde keine Sekunde gejammert. Alle waren voller Optimismus und Tatendrang, und es war ihnen die Freude an ihrer Profession anzumerken. Für die musikalische Umrahmung sorgte Benny Omerzell. Ein großes Dankeschön dem Hotel Am Garnmarkt, der engagierten Direktorin Beate Puff-Kopf und Hubert Schwärzler für die überaus nette Gastfreundschaft.

Götzner Gespräche: Zuwanderung vom 19. Jh. bis heute

Die zweiten Götzner Gespräche 2024 finden am 24. April 2024 um 19 Uhr in der Kulturbühne AMBACH statt.

Aus einem Auswanderungsland wurde Vorarlberg ab dem Ende des 19. Jahrhundert zu einem Zielland von Arbeitsmigration. Es begann mit der Zuwanderung tausender italienischsprechender Arbeitskräfte aus dem Trentino. Welche Gruppen im 20. Jh. bis heute nach Vorarlberg kamen, darüber referiert Mag. Meinrad Pichler in einem ersten Teil dieser Götzner Gespräche.

Es folgt ein Film des Götzner Filmemachers Felix Kalaivanan. Er hat Interviews mit 21 Götzner Frauen und Männern mit und ohne Migrationshintergrund aufgenommen und zu einem beeindruckenden Zeitdokument zusammengefügt.

Schließlich folgt eine Diskussion über Migration in Vorarlberg mit Eva Grabherr (Geschäftsführerin okay.zusammen leben), Meinrad Pichler (Historiker), Mike Chuchwuma (Theologe) und Walter Schmolly (Caritas-Direktor).