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Eine Götznerin kämpfte für die Gleichstellung
Am Freitag, 8. März, wird wie jedes Jahr der Weltfrauentag begangen. Dieser Tag steht symbolisch für eine geschlechtergerechte Welt und die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen in der Gesellschaft. Elisabeth Wäger-Häusle, die in den 70er Jahren in Götzis lebte, setzte sich vehement für die Rechte der Frauen ein und nutze dafür vor allem ein Instrument: ihre Sprache.
Über Jahrhunderte hinweg wurden Frauen als Menschen zweiter Klasse betrachtet. Die sogenannten 4 Ks umschrieben ihre Rolle: Küche, Kinder, Kirche und Kuhstall. Letzteres stand für die Mitarbeit im (klein)bäuerlichen Nebenerwerb.
Politik und Vereinsleben blieben den Männern vorbehalten, und Frauen hatten nur in wenigen Fällen Zugang zu höherer Bildung oder leitenden Positionen in der Arbeitswelt. Erst in den 1970er-Jahren wurde der Begriff des Ehemanns als “Haupt der Familie” abgeschafft, und ein partnerschaftliches Familienmodell wurde eingeführt. Führungspositionen von Frauen in der Wirtschaft, Politik und Vereinen waren bis ins letzte Drittel des vorigen Jahrhunderts eine seltene Ausnahme. Auch in Götzis dauerte es bis in die Mitte der 1990er-Jahre, bis eine Frau an der Spitze eines Ortsvereins akzeptiert wurde.
Diese Verbesserungen für Frauen waren das Ergebnis eines mühsamen Kampfes gegen eine patriarchal-konservative Gesellschaft. Frauen begannen, ihre Situation zu analysieren und daraus Konsequenzen zu ziehen. Sie traten an die Öffentlichkeit, deckten konkrete Benachteiligungen auf und übten politischen Druck von außen aus. Fortschrittlich denkende Frauen hatten nicht nur gegen eine bornierte Männerwelt anzukämpfen, sondern auch gegen jene Frauen, die sich in ihre Rolle eingewöhnt und damit abgefunden hatten. Frauen, die sich für Frauenrechte einsetzten, hatten einen schweren Stand und wurden abwertend als Emanzen bezeichnet.
Elisabeth Wäger-Häusle: Eine „Emanze“
Eine solche “Emanze” war wohl auch Elisabeth Wäger-Häusle. Als Anfang der siebziger Jahre auch in Österreich – wie in allen Ländern der westlichen Welt – eine Bewegung für die Gleichstellung der Frauen entstand, war sie Teil dieser Bewegung. Die Autorin Wäger-Häusle nutzte dazu ihr besonderes Instrument, ihre Sprache.
Elisabeth Wäger-Häusle (geb. 1942 in Rankweil) war mit einem Götzner verheiratet und lebte von 1973 bis Herbst 1979 in Götzis. Ihr Großvater Johann Marte (“Sticker Martes”) stammte aus einer Bauernfamilie vom Götznerberg. Er baute die sogenannte “Häusle-Villa” in Rankweil, später benannt nach dem Schwiegersohn, der seine Tochter heiratete. Wäger-Häusle war 20 Jahre lang Dramaturgin bei den Wiener Festwochen und verantwortlich für Idee und Konzeption der Programmreihe ZEIT/SCHNITTE 1990-1997. Sie war Mitbegründerin der “Bregenzer Randspiele”. In Bezug auf die Modernisierung der Vorarlberger Mundartliteratur war sie eine der wichtigsten Autorinnen. Sie machte literarische Verfahrensweisen für die Vorarlberger Mundartliteratur nutzbar, die außerhalb des Landes entwickelt wurden. Ihr Schreiben war auch ein Anschreiben gegen die provinzielle Enge. Von ihr gibt es zahlreiche Werke in verschiedenen Genres: Lyrik, Prosa, Theaterstücke sowie Hörspiele im In- und Ausland. 1982 erhielt sie den Theodor-Körner-Preis, 1983 den Friedrich-Torberg-Preis. 2012 wurde ihr die Ehrengabe für Kunst des Landes Vorarlberg durch Landeshauptmann Markus Wallner überreicht. Elisabeth Wäger-Häusle verstarb am 2. Jänner 2019.
Ein Text von Wolfgang Berchtold
Gedicht von Elisabeth Wäger-Häusle
solangd jung bischt und schöa
odr wenigschtens a feschte bruscht heascht
und koan buch und schöne füass
jo denn
wennd a kind heascht
und wiedr schlank würscht
und uslugscht wia vorher
jo denn
wennd a zweits kind heascht
und numa so schlank würscht
wennd krampfodara kriagscht
und doch a kle an buch
wennd nerva numa a so heascht
wennd amol umanand schreischt
jo denn
wenn drissgi bischt
und d kind grösser sind
und a kle zit heascht zum nochdenka
und da ma luagt da jüngara noch
denn denkscht a frühar
wia alls gsi ischt
oagas geald heascht ka
a feschte bruscht
koan buch koa fältle
koa kind
koa ängscht
wenn i nochamol neu afanga könnt
denkscht
jo denn